Besondere Tage in Sauce

Heute schreibt nicht Ulla über ihre Tage, ihre Erlebnisse und Begegnungen in Sauce, sondern ich, ihre Mama. Und dies mache ich sehr gerne.

Nach knapp 8 Monaten haben wir, die Eltern und der Bruder von Ulla, uns endlich wieder gesehen und durften die Welt von Ulla ein klein wenig kennen lernen.

Sauce ist eine Kleinstadt, weit weg von jeglicher Anbindung. Die Fahrt von Buenos Aires nach Sauce dauert mit dem Bus eine Nacht lang. Die letzten 40 Kilometer sind genial: Schotterpiste pur. Bei unser Ankunft war alles trocken, da war die Fahrt staubig aber gut machbar. Bei unser Abfahrt jedoch war die Piste vom nächtlichen Regen durchtränkt und dadurch zu einer abenteuerlichen Schlammpiste geworden. Mehrmals hatten wir die Befürchtung, dass der Bus im Matsch stecken bleibt. Nach einer doppelt so langen Fahrt sind wir mit einem Dreck verspritzten Bus, der mehrmals wegen Getriebeproblemen und Gegenverkehr anhalten musste, in Feliciano angekommen.

 

Die Tage in Sauce waren erfüllt von herzlichen und intensiven Begegnungen: Die Gasteltern von Ulla, Cacho e Maria Elena sind zwei wunderbare Menschen, die uns umsorgt und ihr Haus für uns geöffnet haben. Muchas, muchas gracias.

Cacho hat uns sein "campo" gezeigt, uns zur Versteigerung hunderter Rinder mitgenommen und viel über sein Leben in Sauce erzählt. Maria Elena, Rektorin in der escuela Bernhardino (weiterführende Schule unter katholischer Trägerschaft), ermöglichte uns Besuche im Englischunterricht und hat uns daheim jegliche Wünsche erfüllt.

Besondere Begegnungen waren der Besuch einer Grundschule im "el campo" und ein gemeinsames Mittagessen mit den drei hermanas (katholische Schwestern).

Die Kinder im "el campo" sind sehr aufgeschlossen und haben sich über unseren Besuch riesig gefreut. Durch das gemeinsame Fußball spielen haben wir trotz Sprachbarrieren einiges voneinander erfahren und Brücken gebaut. Wichtig war Ulla, ständig musste sie übersetzen: deutsch - spanisch, spanisch - deutsch. Egal, ob die Kinder von uns etwas wissen wollten (wie alt bist du, wie gefällt dir unser Sauce und unsere Schule) oder die Lehrerin und die Mütter (wie ist das Schulsystem in Deutschland, politische und gesellschaftliche Unterschiede). Wieder wurde deutlich, wie wichtig eine gemeinsame Sprache ist. Und in Argentinien können die wenigsten sich mit Englisch verständigen ... unsere wenigen spanischen Wörter waren meist nicht ausreichend. Aber wir hatten ja unsere Dolmetscherin dabei !!

Viele kurze Momente, nette Begegnungen, spontane Besuche und leckeres Essen bleiben sicherlich noch lange in Erinnerung: der erste gemeinsame Spaziergang durch Sauce, die hochsommerlichen Temperaturen, die beiden Hunde der Gasteltern, die Gespräche mit dem Kioskbesitzer oder Gemüsehändler (er in spanisch, ich in englisch oder deutsch und wir beide haben uns am Schluss angelacht und mit einem Adios verabschiedet ;), die Fahrt durch das "campo", das gemeinsame Mate trinken, das leckerste Asado weit und breit, die neugierigen Blicke der Einheimischen (selten sind Fremde in Sauce!!) und vieles, vieles mehr.

 

Wunderbare und eindrückliche Tage liegen nun hinter uns und ich bin sehr froh und dankbar, einen kleinen Einblick in die Welt von Sauce und in die Arbeit von Ulla während ihres freiwilligen sozialen Jahres erhalten zu haben.